Heizen mit Pflanzenöl: Nachhaltige Alternative?
Heizöl und Gas sind teuer wie nie – und das Ende der Preisentwicklung scheint noch nicht erreicht. Viele Hausbesitzer suchen deshalb nach Alternativen. Sie wollen unabhängiger von fossilen Brennstoffen und deren Preisschwankungen werden. Hier kommt das Heizen mit Pflanzenöl ins Spiel. Die Idee ist nicht neu. Angesichts der aktuellen Lage auf dem Energiemarkt, der stark durch globale Krisen beeinflusst wird, und dem zunehmenden (politischen) Ruf nach erneuerbaren Energien scheint sie jedoch aktuell wie nie.
Aber welche Möglichkeiten bestehen, Pflanzenöl als Brennstoff zu nutzen, und was sollten Interessierte dabei beachten? Hier gibt es die passenden Antworten. Ein Blick auf spezifische Vor- und Nachteile darf selbstverständlich ebenfalls nicht fehlen.
Kann man eine bestehende Heizung auf Pflanzenöl umrüsten oder muss eine Neuanlage installiert werden?
Wer bereits eine Ölheizung besitzt, kann sie oft mit relativ wenig Aufwand auf Pflanzenöl umrüsten lassen. Die einfachste Variante ist, ein Gemisch aus Pflanzenöl und Heizöl zu nutzen. Die Rohstoffe werden dann getrennt gelagert und je nach Bedarf automatisch vermischt.
Für den Umbau müssen zunächst die Düse und der Filter der Anlage ausgetauscht werden. Pflanzenöl ist dickflüssiger als Heizöl, womit die herkömmlichen Bauteile schnell verstopfen bzw. verkleben würden. Aus diesem Grund ist es auch erforderlich, eine Spezialpumpe zu installieren, die mit der Viskosität des Pflanzenöls klarkommt. Eine weitere Maßnahme betrifft die Vorwärmung des Öls: Aufgrund seiner Zähflüssigkeit muss das Pflanzenöl eventuell vor der Zuführung in den Kessel auf eine bestimmte Temperatur gebracht werden, damit es sauber und effizient verbrennt. Außerdem gilt es den Betriebsdruck der Anlage entsprechend zu erhöhen.
Soll die Heizung komplett auf Pflanzenöl umgestellt werden, reicht eine einfache Modifikation im Normalfall nicht aus. Hier gilt es einen Brenner zu installieren, der exakt für die dickflüssige Konsistenz von Pflanzenöl ausgelegt ist. Wer eine alte Ölheizung hat, die bald ersetzt werden muss, oder aus anderen Gründen über einen Neukauf nachdenkt, sollte überlegen, gleich eine speziell für Pflanzenöl geeignete Anlage zu erwerben. Eine Neuanschaffung ist schon insofern sinnvoll, da moderne Heizsysteme sehr effizient arbeiten und sich zudem meistens besser an erneuerbare Energien anpassen lassen. Dabei sollten dann auch die Möglichkeiten der Brennwerttechnik berücksichtigt werden.

Brennwerttechnik: Effizienzsteigerung für Pflanzenölheizungen
Die Brennwerttechnik ist eine der wichtigsten Entwicklungen bei Heizsystemen in den letzten Jahrzehnten. Die Idee dahinter: Herkömmliche Heizungen lassen große Mengen an Energie ungenutzt mit den Abgasen in die Luft entweichen. Demgegenüber nutzen Anlagen mit Brennwerttechnik auch die im Wasserdampf enthaltene Wärme. Das Ergebnis ist eine deutlich höhere Effizienz, was sich letztlich in einem geringeren Verbrauch und reduzierten Heizkosten niederschlägt.
Für Pflanzenölheizungen bietet diese Technologie große Vorteile. Da entsprechende Rohstoffe praktisch schwefelfrei sind, entstehen keine Korrosionsprobleme, die oft bei der Nutzung von Heizöl in Brennwertanlagen auftreten. Einzige Voraussetzung ist eine Anpassung des Schornsteins: Da die Abgastemperaturen niedriger sind, kann sich sonst Kondensat im Kamin bilden. Die Lösung ist der Einbau eines speziellen Kunststoffrohrs, das die Flüssigkeit sicher ableitet. Ist das erledigt, kann der Energiegehalt des Pflanzenöls nahezu vollständig genutzt werden.
Es gilt zu bedenken: Mit einer modernen Brennwertanlage lassen sich im Vergleich zu älteren Heizsystemen Einsparungen von bis zu 40 Prozent erzielen. Gleichzeitig wird die Umweltbelastung reduziert, da man weniger Brennstoff benötigt und somit auch weniger CO₂ entsteht.
Vorteile des Heizens mit Pflanzenöl
Eine Pflanzenölheizung ist umweltfreundlich, denn der Rohstoff verbrennt CO₂-neutral. Beim Heizen entsteht nur genau so viel Kohlenstoffdioxid, wie die Pflanzen während ihres Wachstums aufgenommen haben. Das unterscheidet Pflanzenöl grundlegend von fossilen Brennstoffen, bei denen durch die Verbrennung zusätzliches CO₂ in die Atmosphäre gelangt. Darüber hinaus müssen sich Besitzer eines Heizsystems, das mit Pflanzenöl betrieben wird, keine Sorgen mehr über das ständige Auf und Ab bei Öl- oder Gaspreisen machen.
Fossile Brennstoffe werden vor allem wegen ihrer Endlichkeit immer teurer. Globale Krisen tragen einen zusätzlichen Teil dazu bei. Pflanzenöl kann hingegen nachproduziert werden. Die Preise sind zwar nicht völlig stabil, unterliegen aber weniger extremen Schwankungen. Besonders in Zeiten geopolitischer Unsicherheiten kann dies ein nicht zu unterschätzender Vorteil sein. Letztlich sind auch die Lagerung und der Transport sicherer bzw. unkomplizierter als bei fossilen Brennstoffen. Pflanzenöl ist biologisch abbaubar und stellt keine Umweltgefahr dar, falls es verschüttet wird oder gar ausläuft.

Herausforderungen und Nachteile
So vielversprechend das Heizen mit Pflanzenöl klingt, gibt es dennoch einige Herausforderungen. Die größte ist sicherlich die Anfangsinvestition. Die Umrüstung einer bestehenden Anlage ist mit nicht unerheblichen Kosten verbunden, insbesondere wenn eine vollständige Umstellung auf reines Pflanzenöl erfolgen soll. Es sollte auch bedacht werden, dass nicht jede Altheizung für den Umbau geeignet ist. Wer eine Umrüstung plant, sollte sich vorher genau informieren und fachkundigen Rat einholen. Der Kauf eines neuen, speziell auf Pflanzenöl ausgelegten Systems bedarf natürlich einer nochmals höheren Investition.
Hinzu kommen die Wartungskosten. Da Pflanzenöl vergleichsweise dickflüssig ist, können selbst speziell dafür gebaute Düsen und Filter tendenziell schneller verstopfen, als es bei herkömmlichem Heizöl die Regel ist. Das bedeutet, dass die Heizung wahrscheinlich in kürzeren Abständen gewartet werden muss, um einen reibungslosen Betrieb sicherzustellen.
Auch die Verfügbarkeit von Pflanzenöl kann je nach Region variieren. In landwirtschaftlich geprägten Gebieten ist es oft einfacher zu beziehen als in städtischen Regionen. Zudem – und das sollten vor allem Interessierte im Hinterkopf haben, die aufgrund des Nachhaltigkeitsgedankens mit Pflanzenöl heizen wollen – stammt längst nicht jeder dieser Brennstoffe aus rundum umweltfreundlichem Anbau. Großflächige Monokulturen, die die Biodiversität beeinträchtigen, sind bei Energiepflanzen tatsächlich eher die Regel als die Ausnahme.